„Meist belehrt erst der Verlust über den Wert der Dinge.“ - Arthur Schopenhauer
Heute endet mein zweiter Monat in
Uganda. Ich habe mir viel Zeit genommen, um hier in einen Alltag zu finden und mich hier einzuleben. Meine Ateso-Kenntnisse verbessern sich stetig. Sobald ich etwas auf Ateso sage, freuen sich die Leute riesig - das ist meine größte Motivation, weiterhin fleißig zu lernen. Bisher kann ich schon gut Smalltalk halten, meinen Sättigungszustand mitteilen, diverse Nahrungsmittel aufzählen und mich für alles mögliche bedanken.
Zusammenfassung einiger Momente diesen Monats:
9/10/2014 – Independence-Day
in Uganda! Die Mädchen vom Mädcheninternat durften während der
Parade auf dem Sportplatz mitmarschieren. Um 1860 erforschten die
britischen Forscher Grant und Speke die Quelle des Nils in Jinja –
ihnen folgten viele protestantische und katholische Missionare, die
in Uganda sehr erfolgreich in ihren Bemühungen waren. Aufstände von
einheimischen Gruppen gegen das koloniale Staatssystem wurden
gewaltsam niedergeschlagen. Am 9.10.1962 gelang es Uganda, zur
Unabhängigkeit zu gelangen, doch die Vergangenheit als britische
Kolonie hat das Land in seiner Entwicklung maßgeblich beeinflusst.
Das koloniale System umfasst nicht nur territoriale Ansprüche,
sondern auch wirtschaftliche Ausbeutung, das Aufzwingen von
europäischen Wissenssystemen, Kontrolle und Rassismus (Quelle:
„Reise Know-How Uganda“ von Christoph Lübbert; „Mit kolonialen
Grüßen“ von glokal).
14/10/2014 – Ein Päckchen aus
Deutschland ist angekommen. Mein Schokoladen- und Süßigkeitenvorrat
wurde wieder aufgestockt. Außerdem beinhaltete das Päckchen das Handtuch, welches ich kurz vor meiner Abreise noch verzweifelt
gesucht hatte.
Hiermit ein herzliches Dankeschön an meine Familie :-) |
18/10/2014 – Hochzeit in
Mukongoro:
An Samstagen bin ich meistens auf Feiern und Veranstaltungen eingeladen. Obwohl die Anlässe unterschiedlich sind, gibt es ein paar Aspekte, die bisher gleich geblieben sind:
- Vorher sollte man gut frühstücken, denn Mittagessen gibt es erst am frühen Abend.
- Der Beginn verspätet sich um mehrere Stunden.
- Anfangs (=zu Beginn der Messe) sind noch viele Stühle unbesetzt. Kurz bevor das Buffet eröffnet wird, füllen sich die Plätze.
- Die Dauer beträgt circa doppelt so lange wie angekündigt (z.T. aufgrund ausschweifender Reden)
- Es ist irrelevant, ob man den Gastgeber kennt oder nicht.
- Es ist unhöflich, sich beim Buffet etwas nachzuholen. Aus diesem Grund türmen sich Berge von Essen auf den meisten Tellern.
- Es wird mit der Hand gegessen, was sich für mich z.B. bei Reis und Soßen als schwierig erweist.
- Es gibt kein Kitsch-Limit: Seifenblasenmaschinen, sich drehende Kuchen mit glitzernden Kreuzen, funkelnde Lichterketten und bunte künstliche Blumen sind überall.
- So manch ein Gastgeber prahlt mit der Anzahl der Muzungus, die zu seiner/ihrer Feierlichkeit erschienen sind.
- Vor allem die Kinder (auch Jungs!) können es kaum erwarten, bis die Tanzfläche eröffnet wird.
20/10/2014 – Der Unterricht im Mädcheninternat: Ich versuche, die Unterrichtsstunden möglichst ansprechend zu gestalten (Da der Kurs freiwillig ist, habe ich sonst nämlich die Befürchtung, dass niemand mehr kommen würde). Gruppenarbeit, Rollenspiele, Lieder etc. stehen deshalb an der Tagesordnung. Neben Spaß spielt das Erlernen der deutschen Sprache jedoch auch eine wichtige Rolle. Nächsten Montag schreiben alle Schülerinnen sogar eine Deutscharbeit und die Deutschnote wird auch auf dem Zeugnis erwähnt.
Als ich mit den Mädchen Fernsehen geschaut habe, musste ich an die vielen Streitigkeiten mit meinen
zwei Geschwistern um die Fernbedienung denken.Um ehrlich zu sein,
merke ich hier oft, wie verwöhnt ich in einigen Angelegenheiten bin.
24/10/2014 – Besuch des Jahrmarkts
mit Louisa und Fr. Deo.
30/10/2014 - Mit Fröschen, Geckos, Mosquitos oder Spinnen in meinem Zimmer habe ich kein Problem. Die einzigen Tiere, mit denen ich auf Kriegsfuß stehe, sind Ameisen. Nachdem sie meine Tüte Süßigkeiten in Beschlag genommen haben, sich in meiner Zahnbürste eingenistet haben, mich gebissen haben und sich im Inneren meines Laptops aufhalten, habe ich die Initiative ergriffen. Mit Ameisengift, welches ich in meinem ganzen Zimmer verteilt habe, habe ich die Situation mittlerweile unter Kontrolle.
Washington erfüllt seine Pflicht. |