Samstag, 11. April 2015

Ein Ostern ohne Hase

"Mama sagt oft, wie froh sie ist, wenn du uns schreibst, oder etwas auf deinem Blog hinzufügst. Sie meint dann immer, dass sie erleichtert ist, dass du lebst. Das mag sich zwar merkwürdig und schräg anhören, aber man ist dann wirklich sehr froh, dass du gesund bist, ich auch." - Christine Kleene

Ende März waren mein Onkel Richard und meine Tante Silke aus Osnabrück zu Besuch. Darüber habe ich mich unwahrscheinlich gefreut. Wobei es jedoch ungewohnt war, dass Menschen aus meinem deutschen Leben in mein Ugandisches getreten sind. Ich habe das Gefühl, dass zwischen meinen beiden Leben nicht nur physisch eine große Entfernung besteht.
Ich denke schon oft daran, wie es nach so langer Zeit wird, wieder nach Hause zu kommen und ob mir das Einleben schwerfallen wird. Es sind jedoch noch fast vier Monate, deshalb versuche ich diese Gedanken möglichst fern zu halten, um die Momente hier genießen zu können.

Zusammen mit meinem Besuch sind wir in den Murchison Falls Nationalpark in Masindi gefahren. Dort habe ich unter Anderem unzählige Giraffen, Elefanten, Hippos, Krokodile, Kronenkraniche und Affen gesehen. Nur zu gerne hätte ich von allem Fotos gepostet, um dies zu beweisen. Doch durch meine Schuseligkeit habe ich es geschafft, die meisten Bilder aus Versehen zu löschen. Nachdem ich mehrere Stunden damit verbracht hatte, diese durch Wiederherstellungsprogramme wiederzuholen (alles zwecklos), ist mir klargeworden, dass mir diese Fotos gar nicht so viel bedeuten. Viel wichtiger sind mir die Erinnerungen, die Bilder, die für immer in meinem Kopf gespeichert sind. Mit dieser Erkenntnis (und der Tatsache, dass mein Onkel 1238382 Fotos gemacht hat) habe ich mich über den Verlust hinweggetröstet.

Wie sinnvoll ist es, Momente für die Ewigkeit festhalten zu wollen, wenn man dabei versäumt, den Augenblick auszukosten?


Sowieso hatte ich das beklemmende Gefühl, von einer Pechsträhne heimgesucht zu werden. Nachdem ich eine Speicherkarte verloren gebracht hatte, meine Fensterscheibe zu Bruch gegangen ist, mein Fahrradpedal abgebrochen ist und mir diverse Gläser und Tassen runtergefallen sind, brachte ich mein Handy verloren. Den gesamten Samstag verbrachte ich damit, danach zu suchen. Ich hatte schon Kontakt zu jemandem geknüpft, der mein Handy orten wollte und hatte einen Fall bei der Polizei eröffnet. Als ich mich damit abgefunden hatte, dass mein Handy entweder geklaut oder irgendwo im Regen in einer Schlammpfütze lag, fragte Fr. Paul mich, ob das Handy neben dem Wasserspender mir gehören würde. Daraus gelernt habe ich, dass Suchen eine gute Beschäftigungsmöglichkeit ist und, dass ich vielleicht öfter die Ruhe bewahren sollte und einfach auf das Schicksal vertrauen sollte. Manchmal regeln sich die Dinge mit der Zeit auch ganz von allein.

Ostern war ein wundervolles Erlebnis.
Am Palmsonntag erhielt jedes Gottesdienstbesucher einen Palmzweig. Der Anblick der gesamten Gemeinde, die während der Messe mit grünen Zweigen wedelte, bietete ein eindrucksvolles Bild. Der Palmstock soll auf Anweisung des Pristers ein Jahr aufeghoben werden, damit dieser dann an Aschermittwoch zu Asche verbrannt werden kann.
Karfreitag stand morgens ein Kreuzweg vom Krankenhaus bis zur Kirche an. Während der 14 Stationen wurde das große Holzkreuz von verschiedenen Mitgliedern der Gemeinde getragen, um an die Qualen Jesu zu gedenken. Nach der vierstündigen Prozessuon standen vier verschiedene Priester zur Beichte zur Verfügung. In langen Schlangen warteten die Menschen, um sich von ihren Sünden vergeben zu lassen. Dadurch, dass ich mit den Priestern im Gemeindehaus zusammenlebe, war es mir etwas unangenehm, mich mit meinem Sünden, an sie zu wenden. Dieses Sakrament werde ich wohl bis nach meiner Heimreise aufschieben.

Der Ostersamstag bildete für mich den Höhepunkt der Feierlichkeiten. In der Dämmerung wurde vor der Kirche ein Osterfeuer entfacht, an dem die Osterkerze entzündet wurde. Daraufhin steckten alle ihre mitgebrachten Kerzen an der Osterkerze an, um damit in die dunkle Kirche einzutreten. Die düstere Kathedrale, die nur vom Kerzenschein erleuchtet wurde, während zweistimmig melodische Lieder gesungen wurde, versprühte eine angenehm friedliche und besinnliche Athmosphäre. Im Verlauf der Messe fanden 14 Taufen, 96 Erstkommunionen und zwei Konvertierungen statt. Dementsprechend lang dauerte der gesamte Ablauf. Doch die Stimmung war erfüllt mit Glücksgefühlen über die Auferstehung Jesu. Ständig wurde Freudenschreie ausgestoßen, es wurde getanzt, geklatscht und gelacht.

Am Ostersonntag feierte ich mit den Kindern der Sonntagsschule die Wiederauferstehung Christi. Mir bereitet es große Freude, mit den ungefähr 150 Kinder zu singen, tanzen und zu beten. Außerdem sind die Meisten unglaublich hilfsbereit, diszipliniert und mit der Bibel sehr vertraut. Zum Beispiel stellt es kein Problem dar, die zwölf Jünger aufzuzählen oder einige Wundergeschichten Jesu nachzuerzählen. Mich beeindruckt es jedes Mal auf Neue, denn in diesem Alter wäre ich dazu sicherlich nicht in der Lage gewesen (Beziehungweise bin es heute auch nicht). Als am Ende des Unterrichts noch Zeit blieb, sangen wir zusammen "God's love is so wonderful" – diesmal jedoch in der deutschen Version.

Zuvor verband ich das Osterfest vor allem mit der Freude über das Ostereiersuchen und das gute Essen. Die tiefgreifende und wahrhaftige Freude über die Auferstehung, die manche sogar zu Tränen rührte, war mir so bisher fremd.

Wie ihr vielleicht schon merkt; mir geht's bestens und ich bin einfach so froh darüber, hier sein zu dürfen. Eyalama asom! Danke für's Lesen!

Pumba kämpft mit einem Affen um ein Stück Obst