Mittwoch, 4. Februar 2015

Der Weg ist das Ziel

"Wer die Welt bewegen will, sollte sich erst selbst bewegen." - Sokrates
Letzte Woche machten Father Deo, Barbara (Louisas Mama), Louisa und ich uns zu einem Tagestrip zu den Sipi Falls auf. Insgesamt gab es drei Wasserfälle zu sehen. Der Weg dorthin war eher beschwerlich - Schon nach wenigen Minuten war ich am Keuchen und Hecheln. Zu diesem Zeitpunkt wurde mir klar, dass ich unbedingt an meiner Kondition arbeiten muss. Doch dafür war es nun zu spät. Ausgerüstet mit einem Wanderstab (den ich anfangs für unnötigen Ballast hielt) bestiegen wir die Berge des Mt. Elgons. Schon nach kurzer Zeit war ich sehr dankbar für den Stock, da es mir bei den, zum Teil steilen und hügeligen, Wegen schwer fiel, Halt zu finden. So kam es dann auch, dass ich nicht nur einmal auf meinen Hintern fiel. Der Anblick der Wasserfälle hat die Strapazen jedoch vollkommen wett gemacht.

Zur Krönung konnten wir uns im, wie Barbara es bezeichnete, "örtlichen Schwimmbad" abkühlen. Das Wasser war jedoch so unglaublich kalt, dass an entspanntes Baden gar nicht zu denken war. Nichtsdestotrotz wollten Louisa und ich es uns nicht nehmen lassen, vom "Beckenrand" zu springen.
Doch vorher machten wir uns ein Bild von den Sicherheitsvorkehrungen. Weder Rettungsschwimmer, Absicherungen, oder Rettungsringe waren vorhanden. Noch dazu waren überall spitze Steine zu sehen und die Absprungfläche machte keinen stabilen Eindruck. Ganz zu schweige von der gefährlichen Strömung oder den unbekannten Meerestieren in der Tiefe des Beckens. Mein Verstand riet mir eindringlich dazu, es sein zu lassen. Unser Guide versicherte uns jedoch die Ungefährlichkeit der Badestelle und versprach, uns zu retten, falls wir ertrinken sollten. Nach langem Hin- und Herüberlegen haben Louisa aka Apolot und ich uns dann doch getraut, zu springen. Und waren danach mächtig stolz auf uns. Obwohl ich eine Befürworterin von reichlichen Überlegungen und Reflektionen bin, glaube ich, dass es manchmal besser ist, nicht so viel nachzudenken und einfach seinem Bauchgefühl zu vertrauen. 


Meine Ängste musste ich bisher schon des Öfteren überwinden. Manchmal sind es jedoch eher banalere Ängste, wie die Angst davor, nicht akzeptiert zu werden oder nicht gemocht zu werden. Die Angst davor, nicht zurecht zu kommen oder zu versagen. Mir ist jedoch klar geworden, dass ich bisher immer willkommen geheißen wurde, sobald ich mich auf die Leute, die Kultur und das ugandische Leben eingelassen habe. Ich habe das Gefühl, dass ich hier mutiger geworden bin. Auf Menschen zuzugehen fällt mir einfacher und ich probiere öfters neue Dinge aus.


Eine Angst konnte ich bisher jedoch nicht besiegen: meine panische Angst vor Ratten. Montagnacht trieb ein solches Getier sein Unwesen in meinem Zimmer. Ständig hörte ich Dinge auf den Boden fallen, das Nagen an Türen und lautes Rascheln. Ich hab mir jedoch eingeredet, dass dies nur eine Maus sei. Deshalb habe ich sie des Öfteren mit "Mausi, zurück in dein Loch!" angeschrien, weil die Mäuse sonst immer darauf hören und sich wieder in ihr Mauseloch in der Wand verkriechen (Aus den Augen, aus dem Sinn!). Doch dieser Lärm hat mich die ganze Nacht auf Trab gehalten, bis ich all meinen Mut zusammennahm und das Licht anschaltete.
Dort saß sie dann.
Auf der Leiste innerhalb meines Moskitonetzes kletterte eine dicke Ratte mit ihrem langen wulstigen Schwanz herum. Die Größe entsprach eher die, eines kleinen Hundes. Unter fließenden Tränen lief ich ins Wohnzimmer, um Hilfe zu holen. Da es mittlerweile schon 6 Uhr morgens war, waren Fr. Francis und Fr. Deo schon wach und erschlugen die Ratte mit einem Schuh. Das war der bisher schlimmste Morgen hier und ich brauchte viel Zeit, um mich wieder zu beruhigen.
Doch zwei positive Aspekte hatte die ganze Sache: 
1. Nach der Ratte kam mir die Kakerlake heute Morgen gar nicht mehr so schlimm vor. 
2. Wenn man morgens mit einer Ratte im Moskitonetz aufwacht, kann der Tag nur noch besser werden. 
Das wurde er dann auch. Doch dazu mehr im nächsten Post.