"Wer die Welt bewegen will, sollte sich erst selbst bewegen." - Sokrates
Letzte Woche machten Father Deo, Barbara (Louisas Mama),
Louisa und ich uns zu einem Tagestrip zu den Sipi Falls auf. Insgesamt gab es
drei Wasserfälle zu sehen. Der Weg dorthin war eher beschwerlich - Schon nach
wenigen Minuten war ich am Keuchen und Hecheln. Zu diesem Zeitpunkt wurde mir
klar, dass ich unbedingt an meiner Kondition arbeiten muss. Doch dafür war es
nun zu spät. Ausgerüstet mit einem Wanderstab (den ich anfangs für unnötigen
Ballast hielt) bestiegen wir die Berge des Mt. Elgons. Schon nach kurzer Zeit
war ich sehr dankbar für den Stock, da es mir bei den, zum Teil steilen und
hügeligen, Wegen schwer fiel, Halt zu finden. So kam es dann auch, dass ich
nicht nur einmal auf meinen Hintern fiel. Der Anblick der Wasserfälle hat die
Strapazen jedoch vollkommen wett gemacht.
Zur Krönung konnten wir uns im, wie Barbara es bezeichnete,
"örtlichen Schwimmbad" abkühlen. Das Wasser war jedoch so unglaublich
kalt, dass an entspanntes Baden gar nicht zu denken war. Nichtsdestotrotz wollten Louisa und ich es uns nicht nehmen
lassen, vom "Beckenrand" zu springen.
Doch vorher machten wir uns ein Bild von den
Sicherheitsvorkehrungen. Weder Rettungsschwimmer, Absicherungen, oder
Rettungsringe waren vorhanden. Noch dazu waren überall spitze Steine zu sehen
und die Absprungfläche machte keinen stabilen Eindruck. Ganz zu schweige von
der gefährlichen Strömung oder den unbekannten Meerestieren in der Tiefe des
Beckens. Mein Verstand riet mir eindringlich dazu, es sein zu lassen. Unser
Guide versicherte uns jedoch die Ungefährlichkeit der Badestelle und versprach,
uns zu retten, falls wir ertrinken sollten. Nach langem Hin- und Herüberlegen
haben Louisa aka Apolot und ich uns dann doch getraut, zu springen. Und waren
danach mächtig stolz auf uns. Obwohl ich eine Befürworterin von reichlichen
Überlegungen und Reflektionen bin, glaube ich, dass es manchmal besser ist,
nicht so viel nachzudenken und einfach seinem Bauchgefühl zu vertrauen.
Meine Ängste musste ich bisher schon des Öfteren überwinden.
Manchmal sind es jedoch eher banalere Ängste, wie die Angst davor, nicht
akzeptiert zu werden oder nicht gemocht zu werden. Die Angst davor, nicht
zurecht zu kommen oder zu versagen. Mir ist jedoch klar geworden, dass ich
bisher immer willkommen geheißen wurde, sobald ich mich auf die Leute, die
Kultur und das ugandische Leben eingelassen habe. Ich habe das Gefühl, dass ich
hier mutiger geworden bin. Auf Menschen zuzugehen fällt mir einfacher und ich
probiere öfters neue Dinge aus.
Eine Angst konnte ich bisher jedoch nicht besiegen: meine
panische Angst vor Ratten. Montagnacht trieb ein solches Getier sein
Unwesen in meinem Zimmer. Ständig hörte ich Dinge auf den Boden fallen, das
Nagen an Türen und lautes Rascheln. Ich hab mir jedoch eingeredet, dass dies
nur eine Maus sei. Deshalb habe ich sie des Öfteren mit "Mausi, zurück in
dein Loch!" angeschrien, weil die Mäuse sonst immer darauf hören und sich
wieder in ihr Mauseloch in der Wand verkriechen (Aus den Augen, aus dem Sinn!).
Doch dieser Lärm hat mich die ganze Nacht auf Trab gehalten, bis ich all meinen
Mut zusammennahm und das Licht anschaltete.
Dort saß sie dann.
Auf der Leiste innerhalb meines Moskitonetzes kletterte eine
dicke Ratte mit ihrem langen wulstigen Schwanz herum. Die Größe entsprach eher
die, eines kleinen Hundes. Unter fließenden Tränen lief ich ins Wohnzimmer, um
Hilfe zu holen. Da es mittlerweile schon 6 Uhr morgens war, waren Fr. Francis
und Fr. Deo schon wach und erschlugen die Ratte mit einem Schuh. Das war der
bisher schlimmste Morgen hier und ich brauchte viel Zeit, um mich wieder zu
beruhigen.
Doch zwei positive Aspekte hatte die ganze Sache:
1. Nach der Ratte kam mir die Kakerlake heute Morgen gar nicht mehr so schlimm vor.
2. Wenn man morgens
mit einer Ratte im Moskitonetz aufwacht, kann der Tag nur noch besser werden.
Das wurde er dann auch. Doch dazu mehr im nächsten Post.