Montag, 2. März 2015

Auf geht's in die zweite Halbzeit!

"Es reicht nicht, Erfahrungen zu machen, man muss sie auch wägen, ordnen und verarbeiten und aus ihnen die richtige Schlüsse ziehen." - Michel de Montaigne
Die erste Hälfte meines Freiwilligendienstes ist schon vorbei - Zeit für ein Zwischenfazit:
Hallo zusammen, oder wie man sich hier auch Anfang März noch grüßt: Frohes Neues Jahr!

Mir fällt es etwas schwer, das letzte halbe Jahr zusammenzufassen, denn es ist eine ganze Menge passiert. Ich hoffe, dass die Blogeinträge als Puzzle-Stücke fungieren und im Zusammenspiel ein authentisches Bild meiner Zeit geben können.
Ich kann mit Glück sagen, dass ich sehr zufrieden mit meiner Stelle bin und mich ohne Weiteres eingelebt habe. Zwar gab es zwischendurch immer mal Momente, in denen ich mich unwohl gefühlt habe oder traurig war, aber ich war mir jedes Mal im Klaren darüber, dass dies nur vorübergehende Zustände waren. Ich bereue bisher keinen Augenblick und bin sehr glücklich mit der Allgemeinsituation.

Die zweimonatigen Ferien sind zuende und mit dem neuen Schuljahr ergeben sich viele Veränderungen für meine Arbeitssituation. Ich habe mich dazu entschlossen, nicht mehr in der Nursery School zu unterrichten. Zwar habe ich dort relativ gerne den Vormittag verbracht, jedoch halte ich mich für eine nicht besonders gute Lehrerin für so junge Kinder (Mir fehlte es gleichermaßen an Autorität und Geduld).



Stattdessen arbeite ich nun montags und dienstags in Amecet. Dort leben zurzeit fast 20 Kinder und Babies, bei denen es familiäre Schwierigkeiten gibt, die krank sind oder deren Eltern bzw. Mutter gestorben ist. Nach diesem schwierigen Start ins Leben versucht Amecet, durch viel Liebe und Zuneigung, ihnen das Gefühl zu geben, dass sie auf dieser Welt willkommen sind. Babies wickeln, waschen, füttern, trösten und belustigen gehören dort zu meinen Hauptaufgaben.

















Gerald - eines der Babies in Amecet
Zudem helfe ich donnerstags und freitags bei einer AIDS-Organisation. TASO (The AIDS Support Organisation) ist in vielen Bereichen tätig; darunter auch einer Klinik für HIV-positive Schwangere, Feldarbeit, Laboruntersuchungen und einer Verteilung von ARV-Medikamenten auch in den ländlichen Regionen. Bis Juli werde ich hoffentlich in allen Bereichen Einblicke erhalten können. Vor Allem bin ich jedoch in der Kinder-Klinik tätig, wo ich die Kids vor den Untersuchungen registriere. Vielen Kindern fällt es schwer, mit der Krankheit umzugehen. Deshalb ist es besonders wichtig, ihnen mit viel Herzlichkeit und Fröhlichkeit zu begenen.

Mittwochs werde ich weiterhin im Mädcheninternat Deutsch unterrichten. Jeden Freitag spiele ich mit den Mädels Fußball. Dank der freundlichen Spende der Firma Cawila und dem Sportverein Vrees stehen nun Bälle und Leibchen zur Verfügung.



Noch eine kleine Room-Tour durch mein Zimmer:
Dafür, dass ich hier grade mal ein Tagebuch und ein Wörterbuch mitgenommen habe, hat sich mittlerweile viel Zeugs angesammelt. Zum Glück gibt es noch andere deutsche Freiwillige in Uganda, die mich mitversogen. Ich glaube, ich hab in meinem ganzen Leben noch nie so viel gelesen wie hier. Bis auf das Rosamunde Pilcher-Buch; das habe ich mir noch aufgespart.


Sehr viel Zeit verbringe ich außerdem mit meinem Laptop auf dem Bett: Serien schauen, Berichte und Mails schreiben, Musik hören, Gitarre spielen (die Gitarre wird mir freundlicherweise von einem naheliegenden Musiker/Produzenten/Mechaniker ausgeliehen)...

Der wundervolle Adentskalender, den mir meine Eltern zugeschickt haben, ziert auch Anfang März noch mein Zimmer. Dieser hat sich als Aufbewahrungsraum und Regalersatz bewährt und wird daher wahrscheinlich noch bis Juli dort hängen bleiben.

Sonst gibt es in meinem Zimmer nicht viel zu sehen. Allzu viel Zeit verbringe ich dort sowieso nicht (besonders nach dem Ratten-Vorfall).

Außerdem findet neuerdings jeden Sonntag in unserer Gemeinde eine Sonntagsschule für Kinder statt. Da es während der Messe immer wieder zu Störungen durch schreiende und ungeduldige Kinder gekommen ist, findet die Sonntagsschule zeitgleich zu den morgendlichen Gottesdiensten statt, um den Störenfrieden das Beten, die Bibel und den Glauben näher zu bringen. Ich betreue das ganze Projekt mit drei anderen Lehrerinnen. Mit über 100 Kindern singen wir zusammen und erzählen ihnen Geschichten aus der Bibel.

Zudem war es auch Zeit für das Zwischenseminar. Mit den vier anderen Uganda-Freiwilligen vom Bistum und einer Boswana-Freiwilligin haben wir über unsere Erfahrungen gesprochen, Probleme diskutiert und Ziele für die kommende Zeit erarbeitet. Das Seminar hat mir neben vielen Denkanstöße neuen Elan und Motivation für die zweite Hälfte gebracht.
Eines der wenigen Bilder, wo man mich am Laufen sieht.
Das war's auch schon vor mir - haltet den Kopf steif, in nicht einmal fünf Monaten bin ich wieder da ;-)