"Mama sagt oft, wie froh sie ist, wenn du uns schreibst, oder etwas auf deinem Blog hinzufügst. Sie meint dann immer, dass sie erleichtert ist, dass du lebst. Das mag sich zwar merkwürdig und schräg anhören, aber man ist dann wirklich sehr froh, dass du gesund bist, ich auch." - Christine Kleene
Ende März waren mein Onkel Richard und meine Tante Silke aus Osnabrück zu Besuch. Darüber habe ich mich unwahrscheinlich gefreut. Wobei es jedoch ungewohnt war, dass Menschen aus meinem deutschen Leben in mein Ugandisches getreten sind. Ich habe das Gefühl, dass zwischen meinen beiden Leben nicht nur physisch eine große Entfernung besteht.
Ich denke schon oft
daran, wie es nach so langer Zeit wird, wieder nach Hause zu kommen
und ob mir das Einleben schwerfallen wird. Es sind jedoch noch fast
vier Monate, deshalb versuche ich diese Gedanken möglichst fern zu
halten, um die Momente hier genießen zu können.
Zusammen mit meinem
Besuch sind wir in den Murchison Falls Nationalpark in Masindi
gefahren. Dort habe ich unter Anderem unzählige Giraffen, Elefanten,
Hippos, Krokodile, Kronenkraniche und Affen gesehen. Nur zu gerne
hätte ich von allem Fotos gepostet, um dies zu beweisen. Doch durch
meine Schuseligkeit habe ich es geschafft, die meisten Bilder aus
Versehen zu löschen. Nachdem ich mehrere Stunden damit verbracht
hatte, diese durch Wiederherstellungsprogramme wiederzuholen (alles
zwecklos), ist mir klargeworden, dass mir diese Fotos gar nicht so
viel bedeuten. Viel wichtiger sind mir die Erinnerungen, die Bilder,
die für immer in meinem Kopf gespeichert sind. Mit dieser Erkenntnis
(und der Tatsache, dass mein Onkel 1238382 Fotos gemacht hat) habe
ich mich über den Verlust hinweggetröstet.
Wie
sinnvoll ist es, Momente für die Ewigkeit festhalten zu wollen, wenn
man dabei versäumt, den Augenblick auszukosten?
Am Palmsonntag
erhielt jedes Gottesdienstbesucher einen Palmzweig. Der Anblick der
gesamten Gemeinde, die während der Messe mit grünen Zweigen
wedelte, bietete ein eindrucksvolles Bild. Der Palmstock soll auf Anweisung des Pristers ein Jahr aufeghoben werden, damit dieser dann an Aschermittwoch zu Asche verbrannt werden kann.
Karfreitag stand
morgens ein Kreuzweg vom Krankenhaus bis zur Kirche an. Während der
14 Stationen wurde das große Holzkreuz von verschiedenen Mitgliedern
der Gemeinde getragen, um an die Qualen Jesu zu gedenken. Nach der
vierstündigen Prozessuon standen vier verschiedene Priester zur
Beichte zur Verfügung. In langen Schlangen warteten die Menschen, um
sich von ihren Sünden vergeben zu lassen. Dadurch, dass ich mit den
Priestern im Gemeindehaus zusammenlebe, war es mir etwas unangenehm,
mich mit meinem Sünden, an sie zu wenden. Dieses Sakrament werde ich
wohl bis nach meiner Heimreise aufschieben.
Der Ostersamstag
bildete für mich den Höhepunkt der Feierlichkeiten. In der
Dämmerung wurde vor der Kirche ein Osterfeuer entfacht, an dem die
Osterkerze entzündet wurde. Daraufhin steckten alle ihre
mitgebrachten Kerzen an der Osterkerze an, um damit in die dunkle
Kirche einzutreten. Die düstere Kathedrale, die nur vom Kerzenschein
erleuchtet wurde, während zweistimmig melodische Lieder gesungen
wurde, versprühte eine angenehm friedliche und besinnliche
Athmosphäre. Im Verlauf der Messe fanden 14 Taufen, 96
Erstkommunionen und zwei Konvertierungen statt. Dementsprechend lang
dauerte der gesamte Ablauf. Doch die Stimmung war erfüllt mit
Glücksgefühlen über die Auferstehung Jesu. Ständig wurde
Freudenschreie ausgestoßen, es wurde getanzt, geklatscht und
gelacht.
Am Ostersonntag
feierte ich mit den Kindern der Sonntagsschule die
Wiederauferstehung Christi. Mir bereitet es große Freude, mit den
ungefähr 150 Kinder zu singen, tanzen und zu beten. Außerdem sind
die Meisten unglaublich hilfsbereit, diszipliniert und mit der Bibel
sehr vertraut. Zum Beispiel stellt es kein Problem dar, die zwölf
Jünger aufzuzählen oder einige Wundergeschichten Jesu
nachzuerzählen. Mich beeindruckt es jedes Mal auf Neue, denn in
diesem Alter wäre ich dazu sicherlich nicht in der Lage gewesen
(Beziehungweise bin es heute auch nicht). Als am Ende des Unterrichts
noch Zeit blieb, sangen wir zusammen "God's love is so
wonderful" – diesmal jedoch in der deutschen Version.
Zuvor verband ich das
Osterfest vor allem mit der Freude über das Ostereiersuchen und das
gute Essen. Die tiefgreifende und wahrhaftige Freude über die
Auferstehung, die manche sogar zu Tränen rührte, war mir so bisher fremd.
Wie ihr vielleicht schon merkt; mir geht's bestens
und ich bin einfach so froh darüber, hier sein zu dürfen. Eyalama
asom! Danke für's Lesen!
Pumba kämpft mit einem Affen um ein Stück Obst |