"Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderem zu unterscheiden." (Friedrich C. Oetinger)
Die letzen Tage werden mir jedoch nicht
gerade leicht gemacht. Ich habe mir eine bakterielle Infektion
eingefangen. Letzte Woche hat mich eine Ratte auf meinem Schreibtisch
aus meinen Träumen gerissen. Wenige Nächte später hatte ich wieder
eine Ratte in meinem Moskitonetz. "Aus Versehen" wurde mein
Huhn geschlachtet und zum Mittagessen zubereitet. Und zu allem
Überfluss wurde ich nach einem langen Bewerbungsprozess für ein
Stipendium abgelehnt.
Aber das ganze Übel löst sich in
Nichts auf, wenn ich daran denke, bald wieder zu Hause zu sein.
In diesem Post möchte ich jedoch über
ein Projekt berichten, was mich die letzten zwei Wochen intensiv
beschäftigt hat. Dank großzügiger Spenden der KLJB Vrees und
meiner Familie konnten wir drei AIDS-Waisen materiell unterstützen.
Mit einer Arbeitskollegin bin ich zu drei Kindern der
Kinderklink von TASO gefahren und habe zusammen mit Agnes ihre Lebenssituation
angeschaut und mit der Familie über Probleme, Wünsche, Sorgen und
Träume gesprochen.
Die Geschichte von Isa und John*
Während meiner Arbeit in der
Kinder-Klinik der AIDS-Organisation TASO traf ich auf den
füfzehnjährigen Isa und den elfjährigen John. Besonders John fiel
mir dabei durch seine Unterernährung und die von Wunden übersäte
Haut auf. Ihre Mutter ist vor zehn Jahren an AIDS
verstorben. Zu der Zeit war John gerade einmal sechs Monate alt,
sodass der fünfjährige Isa nun die Verantwortung für seinen
kleinen Bruder tragen musste, während der Vater als Kurzzeitarbeiter
auf dem Bau Geld verdiente. Durch das Babysitten musste Isa zwei
Jahre lang auf die Schule verzichten. Der Vater musste gleichzeitig
auch die Mutter-Rolle übernehmen.
John mit seiner neuen Schultasche. Zuvor trug er eine Plastiktüte zur Schule. |
Heute gehen beide Jungs zur
Grundschule, wobei der Schulweg einige Kilometer beträgt. In den
Schulferien gehen die beiden Jungs arbeiten, um sich die
Schulmaterialien wie Bücher, Stifte, Uniform etc. durch Mithilfe in
anderer Gärten zu verdienen. Den Beiden ist die Bedeutung von
Bildung sehr bewusst. Später möchte Isa gerne Arzt werden und John
Bank-Manager. Was mich am Meisten mitgenommen hat, ist die Tatsache,
dass die Jungs weder Frühstück noch Mittagessen haben können.
Abends bringt eine Tante etwas Essen vorbei. Durch ihre Krankheit
müssten beide eigentlich morgens und abends Medikamente nehmen. John
erzählt mir, dass er das gerne tun würde, jedoch, ohne Essen im
Magen, die starken Medikamente ihn wirr und benommen machen.
Zwar weist Agnes auf die enorme
Wichtigkeit von regelmäßigen und gesunden Mahlzeiten für
HIV-infizierte Kinder hin - aber wie soll ein Vater dies bewältigen,
wenn ihm das Geld dafür fehlt?
Mein größter Wunsch ist, dass die
beiden nicht für ihre Schulbildung kämpfen müssen, sondern sich
vor Allem auf ihre Leistungen konzentrieren können. Dass ihre Träume
in Erfüllung gehen werden und ihre Krankheit kein Hinderniss für
sie darstellt. Dass ihnen jeden Tag ausreichend Essen zur Verfügung steht.
Die Geschichte von Apio Sarah
Die dreizehnjährige Apio wohnt in
einem kleinen Vorort von Soroti. Ihr Vater ist gestorben, als sie
noch ein kleines Baby war. Ihre Mutter ist vor zwei Jahren
verstorben. Beide an den Folgen von AIDS. Seitdem kümmert sich eine
Tante um das kleine Mädchen und ihren größeren Bruder.
Essen im Dorf |
Ich frage, was sie sich am Meisten
wünscht – "Schuhe für die Schule". Die Tante zeigt sich
überglücklich über unser Kommen und den Wusch, Apio zu
unterstützen. Sie erzählt Agnes, dass am vorherigen Abend noch
Streitigkeiten und Diskussionen über die Beschaffung der
Schulmaterialien stattfanden. Apio braucht dringend neue Bücher für
die Schule - doch was soll die Tante tun, wenn kein Geld zur
Verfügung steht?
Fr. Paul segnet das neue Fahrrad |
Die Gastfreundlichkeit und Dankbarkeit
der Familie überstieg meine Erwartungen bei Weitem. Zum Abschied
begleitete uns die gesamte Familie zur Straße und überreichte mir
ein wunderschönes Huhn (in der ugandischen Tradition ist es üblich,
Gästen als Zeichen der Dankbarkeit ein Huhn zuzubereiten oder zu
verschenken).
Ich bin sehr froh, dass Agnes mich bei
der gesamten Umsetzung begleitet hat. Ohne sie wäre es auch gar
nicht möglich gewesen, da meine Kumam- und Ateso-Kenntnisse für
solch intensive Gespräche defintiv nicht ausgereicht hätten. Zwar
haben wir nicht die Welt gerettet, aber "Es ist besser, ein
einziges kleines Licht anzuzünden, als die Dunkelheit zu
verfluchen". Deshalb finde ich es wichtig, dass wir alle
zusammenhalten und Solidarität für unsere Mitmenschen zeigen.
Jedoch nicht ohne den Sinn, Nutzen und die Nachhaltigkeit der Spende
zu reflektieren.
Neben Fahrrädern und Schulmaterialen wurden durch die Spendengelder auch Schulgelder bezahlt.
Neben Fahrrädern und Schulmaterialen wurden durch die Spendengelder auch Schulgelder bezahlt.
*alle Namen geändert
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