Donnerstag, 9. Oktober 2014

Fazit: Mein erster Monat

"Steigst du nicht auf Berge, so siehst du auch nicht in die Ferne."
- chinesisches Sprichwort

Am heutigen Tag (Übrigens der 52. Unabhängigkeitstag in Uganda) bin ich jetzt schon einen Monat hier. Kaum zu glauben, oder? Jeden Tag habe ich etwas Neues erlebt, gelernt und erfahren.
Zu meinem Befinden: Mir geht's gut und ich fühle mich hier sehr wohl. Bisher war ich weder krank, noch hatte ich so etwas wie einen Kulturschock. Die Leute sind herzlich, das Unterrichten macht mir Spaß und das Essen schmeckt mir gut.
Zu meiner Arbeit: Vormittags bin ich in einer Nursery-School (~Kindergarten), wo ich das Fach "Buchstaben" unterrichte. Klingt vielleicht einfacher, als es in Wirklichkeit ist. Die Kinder lieben es, mich anzufassen und rufen die ganze Zeit grundlos meinen Namen. Das ist echt anstrengend, aber die Kinder sind total niedlich und neugierig.

Am Donnerstag und Freitag unterrichte ich in einer 6. Klasse C.R.E. (Catholic Religious Education) in einer Primary-School (~1.-7. Klasse). An die 70 SchülerInnen zu unterrichten ist eine echte Herausforderung, aber es ist ja auch noch kein Meister vom Himmel gefallen.

Gegen 16:00 bin ich jeden Tag in einer Girls Secondary School (~Mädcheninternat für 8.-11. Klasse) und unterrichte dort Deutsch und P.E. (Physical Education).

Langweilig war mir bisher noch nie so richtig. In Soroti gibt es viele Beschäftigungsmöglichkeiten: einen Sportplatz, eine Bibliothek, ein Jugendzentrum, ein Kino, einen Park etc. Ein paar Freunde habe ich auch schon gefunden, mit denen ich oft etwas unternehme.

In Stichpunkten möchte ich euch einen kleinen Einblick über meine bisherigen Erkenntnisse geben (bitte berücksichtigt, dass es sich um sehr subjektive und nicht zwingend allgemein gültige Erfahrungen handelt).



1. Die Wäsche, die ich mit der Hand wasche, ist danach meistens genauso so dreckig, wie vorher. (Die Hoffnung, dass meine weißen Socken jemals wieder weiß werden, habe ich schon aufgegeben)
2. Händchenhalten ist bei Männern ein Zeichen von Freundschaft.
3. Die wichtigste (und vielleicht einzige) Regel im Straßenverkehr: Wer fährt, hat Vorfahrt. 
4. Die geplante Fahrzeit entspricht selten der wirklichen Fahrzeit. Sowieso sollte man für alles hier mehr Zeit einplanen. Das Zeitverständnis gefällt mir jedoch sehr gut, weil niemand böse ist, wenn ich zu spät bin. Pünktlichkeit ist nämlich nicht wirklich eine Stärke von mir.
5. "Popo" ist die Bezeichnung für Papaya.
6. Die Süßkartoffeln schmecken wirklich süß und sind bisher mein absolutes Lieblingsessen. 
7. Die Prügelstrafe in der Schule ist üblich. Als ich diese Methode zum ersten Mal miterlebt habe, bin ich in Tränen ausgebrochen. Mir fällt es sehr schwer, mich daran zu gewöhnen.
8. Der Ausdruck "You're smart" bedeutet, dass man gut gekleidet ist.

9. Als Vegetarierin werde ich hier herzlich ausgelacht.
10. Briefe von Uganda nach Deutschland benötigen länger als zwei Wochen.
11. So manch eine Schülerin möchte deutsch lernen, um einen deutschen Ehemann zu finden.
12. "Sorry" ist ein Ausdruck von Mitgefühl/Mitleid. (Lange habe ich mich gefragt, warum die Leute sich entschuldigen, wenn ich irgendetwas Tollpatschiges gemacht habe)

13. Wenn etwas zum Beispiel "two hundred, two hundred" kostet, bedeutet das 200 UGX pro Stück und nicht den doppelten Preis.
14. "Well done" ist ein Teil der Begrüßung.
15. Spaghetti gibt es schon zum Frühstück.
16. Die Kindergartenkinder dürfen einfach überall auf den Schulhof pinkeln.
17. Uganda ist eher eine gemeinschaftliche, als individualistische Gemeinschaft.

18. Wenn ich weiterhin so viel in mein Tagebuch schreibe, habe ich am Ende meines Dienstes ein Buch von über 400 Seiten. 
19. Wenn Essen angeboten wird, gilt es als unhöflich, abzulehnen.
20. Vor jeder Mahlzeit werden die Hände gewaschen.
21. Mein neuer Rufname "Muzungu" kommt aus dem Kisuaheli und bedeutet in etwas 'weiße Person'.
22. Jogurt wird mit einem Strohalm getrunken.
23. Entgegen meiner Erwartung ist es möglich, sich an kaltes Duschwasser zu gewöhnen. Sowieso schätze ich es sehr, eine Dusche und eine Toilettenspülung in meinem Badezimmer vorzufinden. Eimerduschen sind hier sonst eher üblich. 

24. Im Kindergarten lernen die Kinder schon schreiben, lesen, und rechnen. 
25. Die kuriosesten Zurufe, wenn ich durch die Stadt laufe sind "Give me money", "I love you", "I want to be your friend/husband/boyfriend" und natürlich "Muzungu".
26. Boda-Boda fahren macht unwahrscheinlich viel Spaß!
Meine erste Boda-Boda-Fahrt - mit Magdalena, einer dt. Freiwilligen, die auch in Soroti arbeitet
27. Die 70 Schüler der 6. Klasse, die ich unterrichte, sind zwischen 10 und 17 Jahre alt.
28. Mein Leben ist ohne Schminke, Waage, Whatsapp und Spiegel deutlich entspannter.
29. Mit einem Stromausfall am Abend kann ich eigentlich schon fast rechnen.
Der Blick vom Fr.Hilders Rock - Der rote Pfeil zeigt auf die Kirche.
30. Der Gottesdienst dauert an Wochentagen mindestens 45 Minuten. Am Sonntag finden aufgrund der vielen Gottesdienstbesucher drei Messen statt, die jeweils zwei Stunden dauern. Während des Gottesdienstes wird geklatscht, mitgetanzt und laut mitgesungen. 
31. Über Gewicht wird ganz ungeniert gesprochen (Wenn jemand dick geworden ist, sagt man das dem-/ derjenigen das auch).
Washington kann mich so langsam nicht mehr sehen. :-D 



2 Kommentare:

  1. Hallo Julia,
    tolle Landschaftsaufnahmen, die du gemacht hast. Es sieht doch recht grün dort aus. Wir können gar nicht genug Informationen bzw. Nachrichten aus deinem neuen Umfeld bekommen. Ach ja ... bei der Auswahl des Ehemannes sollte man sehr genau hinsehen ... ;-) Schau dir meinen an! Ist sehr schwierig, dieses zu toppen :-)
    Weiter so!
    Vlg J.

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  2. Hey kleene:) das hört sich super an:) freut mich dass du dich dahinten wohl fühlst! Das du noch keinen kulturschock bekommen hast wundert mich ja bei dem was du hier geschrieben hast :D liebste grüße vom anderen ende der Welt;)

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