Dienstag, 2. Dezember 2014

"Die Regierung sollte kostenlose Kondome verteilen"

"Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt." - Mahatma Gandhi

Der gestrige Welt-Aids-Tag (jedes Jahr am 1. Dezember) soll auf die Krankheit HIV/AIDS aufmerksam machen, die Erfolge im Kampf wertschätzen, und an Verstorbene gedenken. In Uganda sind 7,3% der gesamten Bevölkerung, ca. 1,4 Millionen Menschen, mit HIV infiziert. Der HI-Virus ist die Infektion, die AIDS auslöst, wobei diese Infektion keine Symptome zeigt. AIDS führt nicht zum Tod, jedoch schwächt diese Krankheit das Immunsystem, sodass andere Krankheiten leicht zum Tod führen können.

Anstelle einer Tabuisierung werden hier viele Bemühungen angestellt, um ein Bewusstsein für AIDS zu schaffen. Um Diskriminierung, Stigmatisierung und dem Ausschließen von AIDS-Kranke entgegenzuwirken, wurden in Uganda schon viele Kampagnen gestartet (die Aktuelle trägt den Titel: „Protect your goal“).
„Ich habe keine Angst, jemandem mit AIDS zu begegnen. Wir sollten uns, uns um diese Menschen kümmern und ihnen helfen“, erklärt mir eine 14-jährige Schülerin des Mädcheninternats. Über HIV/AIDS haben die Mädchen in der 4. Klasse und von ihren Eltern erfahren. Nach einer Studie von UNICEF wüssten 72% der 15-24 jährigen jungen Frauen in Uganda nicht, wie sie sich vor AIDS schützen können. Daher überraschte es mich, dass die Schülerinnen so gut Bescheid wissen. „Man kann den Virus durch das Teilen scharfer Objekte, ungeschützten Sex und durch die Geburt bekommen“, erläuterte ein 15-jähriges Mädchen. Viele hätten Angst, dass das Resultat des Bluttests positiv ausfalle und verweigern deshalb, sich testen zu lassen. Früher ging eine positive Diagnose mit einem frühen Sterben, Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit einher. Heutzutage ist die Lebenserwartung dank antiretroviraler Medikamente bedeutend länger.
Die Mädchen versicherten mir, dass sie vor ihrer Heirat definitiv einen Bluttest machen wollen. Auf meine Frage, wer für die Verhütung verantwortlich ist, waren sich die Mädchen einig, dass sowohl Mann und Frau sich darum kümmern müssten.
Abschließend fragte ich sie nach Ratschlägen, wie man die Situation verbessern könnte. Von „Die Leute müssen besser auf sich aufpassen“ über „Die Regierung sollte kostenlose Kondome verteilen“ bis hin zu „Lebe im Glauben an Gott und Jesus Christus“ waren viele unterschiedliche Vorschläge dabei. Dennoch glaube ich, dass in ländlicheren Regionen, in denen viele Mädchen keine Schulbildung genießen,eine derartige Aufklärung nicht der Fall ist. 

Am Sonntag appellierte Fr. Francis in seiner Predigt, sich besonders für die Waisen einzusetzen, deren Eltern an AIDS verstorben waren. Circa 1,1 Millionen Kinder sind derzeit, nach dem Tod beider Elternteile, auf sich alleine angewiesen. Oft können sie sich weder die Schulgebühren, noch Medikamente oder eine ausgewogene Ernährung leisten. Zudem fehlt vielen von ihnen die Liebe, die ein Kind von seinen Eltern verdient hat.
Ein Junge hat nach der Messe eine ergreifende Rede über sein Schicksal gehalten. Nach seinen Worten erhoben sich besonders viele Menschen, um in der zweiten Kollekte Geld für TASO ("The AIDS Support Organization") zu spenden. Beim "Carwash" zugunsten von TASO, ging Fr. Francis als Vorbild voran und half dabei, die Autos zu waschen.

Abends fand ein Wohltätigkeits-Dinner für TASO statt, bei dem sogar die Gesundheitsministerin zu Gast war. Sie fragte, wie viele anwesenden Eltern, ihre Kinder vor der Hochzeit dazu ermahnten, einen Bluttest durchzuführen – nur eine einzige Hand erhob sich. Sie erklärte, dass sich in Uganda jeden Tag 351 Menschen neu infizierten - 20% davon allein durch Mutter-Kind-Übertragungen. „Viele ugandischen Jugendliche verhalten sich leichtsinnig, denn sie fürchten zwar eine Schwangerschaft, aber keine Ansteckung mit Geschlechtskrankheiten“, kritisierte sie. Außerdem sei es vielen Männern peinlich, sich testen zu lassen, oder die Medikamente zu holen.
An diesem Abend kam glücklicherweise sehr viel Geld für den guten Zweck zusammen. Auch das Essen, welches jedoch eher im Hintergrund stand, schmeckte richtig gut und hat die Feier, meiner Meinung nach, perfekt gemacht.



Gestern machten wir uns mit einer Delegation der „Generation-for-Peace“-Gruppe auf den Weg nach Kamuda, um den Welt-AIDS-Tag unter dem Motto „Getting to 0 – my responsibility“ gebührend zu feiern. Auf der dortigen Feier wurden neben Krebs-Untersuchungen, kostenlosen Beschneidungen, Beratung, Bluttests, und Training in der Benutzung von Kondomen viel Unterhaltung angeboten. In Liedern, Sketchen und Gedichten wurden sowohl die ernsten und traurigen Seiten von HIV/AIDS beleuchtet, als auch ein humorvoller, positiver Umgang mit der Krankheit. Viele Stücke thematisierten die Problematik des Fremdgehens in einer Beziehung und kritisierten Sugar-Daddies/-Mommys. Auch unsere Truppe führte ein Lied und ein kurzes Theaterstück auf, wofür wir als Dank 500 Kondome als Geschenk erhielten.
Alles in allem wurde in den letzten Tagen viel Solidarität, Unterstützung und Mitgefühl gegenüber Betroffenen gezeigt. Die Botschaften waren eindeutig, jedoch kommt es darauf an, ob das angepredigte Verhalten auch im Alltag umgesetzt wird. Es existieren immer noch viele Irrglauben um die Krankheit; zum Beispiel, dass diese durch Hexenkraft oder schwarze Magie ausgelöst wird. Oder, dass nur eine Frau diesen Fluch in eine Familie bringen kann. Ich glaube, dass Wissen durch Aufklärung die beste Präventionsmaßnahme ist, um eine weitere Verbreitung dieser Krankheit zu verhindern, die schon viel zu vielen Menschen das Leben gekostet hat.

1 Kommentar:

  1. Hallo Julia,
    immer interessant deine Artikel zu lesen.Schön, dass es Dir gut geht.
    Dein Papa

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