"Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt." - Mahatma Gandhi
Der gestrige Welt-Aids-Tag
(jedes Jahr am 1. Dezember) soll auf die Krankheit HIV/AIDS
aufmerksam machen, die Erfolge im Kampf wertschätzen, und an Verstorbene gedenken. In Uganda sind 7,3% der gesamten Bevölkerung,
ca. 1,4 Millionen Menschen, mit HIV infiziert. Der HI-Virus ist die
Infektion, die AIDS auslöst, wobei diese Infektion keine Symptome
zeigt. AIDS führt nicht zum Tod, jedoch schwächt diese Krankheit
das Immunsystem, sodass andere Krankheiten leicht zum Tod führen
können.
Anstelle einer
Tabuisierung werden hier viele Bemühungen angestellt, um ein
Bewusstsein für AIDS zu schaffen. Um Diskriminierung,
Stigmatisierung und dem Ausschließen von AIDS-Kranke
entgegenzuwirken, wurden in Uganda schon viele Kampagnen gestartet
(die Aktuelle trägt den Titel: „Protect your goal“).
„Ich habe keine Angst,
jemandem mit AIDS zu begegnen. Wir sollten uns, uns um diese Menschen
kümmern und ihnen helfen“, erklärt mir eine 14-jährige Schülerin
des Mädcheninternats. Über HIV/AIDS haben die Mädchen in der 4.
Klasse und von ihren Eltern erfahren. Nach einer Studie von UNICEF
wüssten 72% der 15-24 jährigen jungen Frauen in Uganda nicht, wie
sie sich vor AIDS schützen können. Daher überraschte es mich, dass
die Schülerinnen so gut Bescheid wissen. „Man kann den Virus durch
das Teilen scharfer Objekte, ungeschützten Sex und durch die Geburt
bekommen“, erläuterte ein 15-jähriges Mädchen. Viele hätten
Angst, dass das Resultat des Bluttests positiv ausfalle und
verweigern deshalb, sich testen zu lassen. Früher ging eine positive
Diagnose mit einem frühen Sterben, Hoffnungs- und
Perspektivlosigkeit einher. Heutzutage ist die Lebenserwartung dank
antiretroviraler Medikamente bedeutend länger.
Die Mädchen versicherten
mir, dass sie vor ihrer Heirat definitiv einen Bluttest machen
wollen. Auf meine Frage, wer für die Verhütung verantwortlich ist,
waren sich die Mädchen einig, dass sowohl Mann und Frau sich darum
kümmern müssten.
Abschließend fragte ich
sie nach Ratschlägen, wie man die Situation verbessern könnte. Von
„Die Leute müssen besser auf sich aufpassen“ über „Die
Regierung sollte kostenlose Kondome verteilen“ bis hin zu „Lebe
im Glauben an Gott und Jesus Christus“ waren viele unterschiedliche
Vorschläge dabei. Dennoch glaube ich, dass in
ländlicheren Regionen, in denen viele Mädchen keine Schulbildung
genießen,eine derartige Aufklärung nicht der Fall ist.
Am Sonntag appellierte Fr.
Francis in seiner Predigt, sich besonders für die Waisen
einzusetzen, deren Eltern an AIDS verstorben waren. Circa 1,1 Millionen Kinder sind derzeit, nach dem Tod beider Elternteile, auf sich alleine angewiesen. Oft
können sie sich weder die Schulgebühren, noch Medikamente oder eine
ausgewogene Ernährung leisten. Zudem fehlt vielen von ihnen die
Liebe, die ein Kind von seinen Eltern verdient hat.
Ein Junge hat nach der
Messe eine ergreifende Rede über sein Schicksal gehalten. Nach
seinen Worten erhoben sich besonders viele Menschen, um in der
zweiten Kollekte Geld für TASO ("The AIDS Support
Organization") zu spenden. Beim "Carwash"
zugunsten von TASO, ging Fr. Francis als Vorbild voran und half
dabei, die Autos zu waschen.
Abends fand ein
Wohltätigkeits-Dinner für TASO statt, bei dem sogar die
Gesundheitsministerin zu Gast war. Sie fragte, wie viele anwesenden
Eltern, ihre Kinder vor der Hochzeit dazu ermahnten, einen Bluttest
durchzuführen – nur eine einzige Hand erhob sich. Sie erklärte,
dass sich in Uganda jeden Tag 351 Menschen neu infizierten - 20%
davon allein durch Mutter-Kind-Übertragungen. „Viele ugandischen
Jugendliche verhalten sich leichtsinnig, denn sie fürchten zwar eine
Schwangerschaft, aber keine Ansteckung mit Geschlechtskrankheiten“,
kritisierte sie. Außerdem sei es vielen Männern peinlich, sich
testen zu lassen, oder die Medikamente zu holen.
An diesem Abend kam
glücklicherweise sehr viel Geld für den guten Zweck zusammen. Auch
das Essen, welches jedoch eher im Hintergrund stand, schmeckte
richtig gut und hat die Feier, meiner Meinung nach, perfekt gemacht.
Gestern machten wir uns
mit einer Delegation der „Generation-for-Peace“-Gruppe auf den
Weg nach Kamuda, um den Welt-AIDS-Tag unter dem Motto „Getting
to 0 – my responsibility“ gebührend zu feiern. Auf der dortigen
Feier wurden neben Krebs-Untersuchungen, kostenlosen Beschneidungen,
Beratung, Bluttests, und Training in der Benutzung von Kondomen viel
Unterhaltung angeboten. In Liedern, Sketchen und Gedichten wurden
sowohl die ernsten und traurigen Seiten von HIV/AIDS beleuchtet, als
auch ein humorvoller, positiver Umgang mit der Krankheit. Viele
Stücke thematisierten die Problematik des Fremdgehens in einer
Beziehung und kritisierten Sugar-Daddies/-Mommys. Auch unsere Truppe
führte ein Lied und ein kurzes Theaterstück auf, wofür wir als
Dank 500 Kondome als Geschenk erhielten.
Alles in allem wurde in
den letzten Tagen viel Solidarität, Unterstützung und Mitgefühl
gegenüber Betroffenen gezeigt. Die Botschaften waren eindeutig,
jedoch kommt es darauf an, ob das angepredigte Verhalten auch im
Alltag umgesetzt wird. Es existieren immer noch viele Irrglauben um die Krankheit; zum
Beispiel, dass diese durch Hexenkraft oder schwarze Magie ausgelöst
wird. Oder, dass nur eine Frau diesen Fluch in eine Familie bringen
kann. Ich glaube, dass Wissen durch Aufklärung die beste
Präventionsmaßnahme ist, um eine weitere Verbreitung dieser
Krankheit zu verhindern, die schon viel zu vielen Menschen das Leben
gekostet hat.
Hallo Julia,
AntwortenLöschenimmer interessant deine Artikel zu lesen.Schön, dass es Dir gut geht.
Dein Papa