Sonntag, 14. Dezember 2014

Ein Monat voller Tanz, Gesang und jeder Menge Spaß


"Das Leben meistert man entweder lächelnd oder überhaupt nicht." - aus China
 Yoga kere! (Hallo zusammen!)
Etwas verspätet das Fazit meines dritten Monats in Uganda:

Mitte November stand für alle Schülerinnen des Mädcheninternats ihre erste Deutschklausur an. Die Ergebnisse waren sehr gut, obwohl ich der Meinung bin, dass nicht alles mit rechten Dingen zuging. Die LehrerInnen meinten zwar, dass man die Schülerinnen während der Klausur nicht beaufsichtigen müsste, weil sie niemals Schummeln würde. Aufgrund von auffälligen Gemeinsamkeiten habe ich daran jedoch so meine Zweifel. Die besten fünf Deutschschülerinnen haben am Ende des Schuljahrs ein kleines Geschenk vom Schulleiter bekommen. Zudem wurden die Deutschnoten auch in ihre Zeugnisse eingetragen. Mich freut es sehr, dass der Deutschunterricht so geschätzt und ernst genommen wird.
Louisa war an einem Wochenende zu Besuch, und zusammen wollten wir das Nachtleben in Soroti erkunden. So viel gab es da aber leider nicht zu sehen, sodass wir am Ende des Abends vor dem Fernseher saßen und viel geredet haben. Außerdem haben wir uns durch den Second-Hand-Markt gewühlt und so einige kuriose Sachen gefunden.
Beim Friseur habe ich mir "Twists" flechten lassen. Nach sechs Stunden und fünf Packungen Haar-Extensions war die schmerzhafte Prozedur vorbei. Beim Blick in den Spiegel war ich von meinem Aussehen etwas geschockt – ich sah mich selber, wie eine Mischung aus Tarzan, Bob Marley und einer Vogelscheuche. Mittlerweile mag ich es aber ganz gerne leiden.

Sozusagen die "Oberstufe" des Kindergartens hat Ende November ihren Abschluss gefeiert. Das war ein echtes Spektakel – die Eltern sind gekommen, die Kinder trugen Umhänge und Kappen, sie bekamen Zertifikate und viele Geschenke. Es wurden Gedichte und Lieder vorgetragen und viel getanzt. Von morgens 7:00 bis abends 19:00 war ich im Kindergarten, und bin abends völlig fertig ins Bett gefallen.
 
Außerdem war ich bei einer "Introduction Ceremony", bei der sich ein angehendes Ehepaar vorgestellt wird. Obwohl das Paar sich schon über zehn Jahre kennt, ist diese Zeremonie eine Tradition, um zwei Familien zusammenzuführen. Der Mann soll der Familie der Frau dabei viele Geschenke machen, weil die Frau in die Familie des Mannes "übergeht". Trotz Regen war die Feier eine tolle Erfahrung.

Anfang Dezember war ich für ein paar Tage bei Louisa in Kumi. Wir haben uns bei einem nahegelegende Felsen Höhlenmalereien angeschaut. Fast noch besser als die imposanten Reliquen aus dem Steinzeitalter waren die süßen Äffchen, die auf den Bäumen herumkletterten.

Bei einem Tagesausflug nach Mbale fand Louisa  Geschmack an Grashüpfern.
Außerdem haben wir auf einem Raggea-Konzert mit vielen anderen deutschen Freiwilligen vom Roten Kreuz den berühmten Coco Finger in Aktion gesehen.
Auf der Rückfahrt von Kumi wurde ich Zeugin der berüchtigten Korruption; statt der erlaubten 14 Passagiere saßen wir mit 26 Personen (!!!) im Matatu. Als die Verkehrspolizei den Wagen anhielt, wechselten beim Händedruck zur Begrüßung ein paar Scheine den Besitzer und wir konnten einfach weiterfahren. 

Der CPI (Korruptionswahrnehmungsindex) von Uganda beträgt 26 von 100 möglichen Punkten. Damit rangt Uganda auf dem 140. von 175 Plätzen (zum Vergleich: Deutschland liegt auf Platz 12).

Zudem feierten wir diesen Monat unseren "Parish-Day". Zusammen mit dem Erzbischof feierten wir eine vierstündige Messe, währenddessen auch drei Paare verheiratet wurden. Ich hatte die Ehre, bei der Gabenübergabe in meinem Gomasi den Marsch anzuführen.

Letzte Woche war ich auf einer Jugendkonferenz in Acumet, bei der verschiedene Vorlesungen zu Themen wie Beziehungen, Ehe, Glaube und Kirche gehalten wurden. Mit einigen Tausend Jugendlichen feierten wir Gottesdienste unter dem Sternenhimmel und bekämpften die Dämonen in ihren finsteren Machenschaften. Die täglichen Teufelsaustreibungen waren eine richtig krasse Erfahrung. Keine Beschreibung würde an dieser Stelle dem Ritual gerecht werden, deswegen lasse ich es erstmal sein, und komme bei einem späteren Blogeintrag vielleicht darauf zurück. Ich brauche etwas Zeit, um das Gesehene zu verarbeiten und mir eine Meinung darüber zu bilden.
Noch so starke Hemmungen vor dem Tanzen und Singen waren vergessen, als ein kleines Mädchen voller Freude neben mir herumsprang und sich ihres Lebens erfreute. Das war ein Moment des Glücks, in dem die ganze schlechte Laune und alle Sorgen vergessen waren.

Alles in allem hatte ich einen sehr erfahrungsreichen und schönen Monat. Ich bin sehr glücklich, hier zu sein, obwohl ich Kaminfeuer, Kekse backen, Schnee oder einen echten Weihnachtsbaum schon etwas vermisse. Aber diesen Verlust nehme ich für die Erlebnisse hier gerne in Kauf.
Die Kinder freuen sich immer, wenn sie mich sehen!

1 Kommentar:

  1. Hallo Julia,
    also zu den Thema Schülerbeaufsichtigung "niemals" schummeln ... dazu sage ich: "Nie soll man nie sagen, außer in diesem Fall :-) ".
    Das die Kinder den Deutschunterricht so wertschätzen überrascht mich arg. Damals in GB hatten die Kinder, die ich betreute, gar kein Interesse Deutsch zu lernen. Größeres Interesse galt der deutschen Bratwurst :-)
    Jetzt noch ein Kommentar zu der Bilderserie: "Sieht so Freude bei den Kindern aus??"
    Freu mich schon riesig, wenn wir uns wieder sehen :-)
    Vlg J.

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